Saatgut für die Jungpflanzenanzucht

Jungpflanzen aus Samen im Haus vorziehen

In diesem Artikel geht es um die Aussaat von Gemüsepflanzen für den eigenen Gebrauch. Wir erklären dir, welches Saatgut du am besten für die Jungpflanzenanzucht verwenden solltest und welches nicht.

Wir zeigen dir die Unterschiede verschiedener Saatgutarten und wie du die Samen für die Keimung am besten vorbereitest, also stratifizierst.

Macht es nicht enormen Spaß, die eigenen Pflanzen von Beginn an aus Samen auf zu ziehen und dabei zu beobachten? Let’s g(r)o(w)!

Inhaltsverzeichnis

Das erwartet dich in diesem Artikel:

Die eigene Jungpflanzenanzucht basiert auf der richtigen Saatgutwahl

Jungpflanzenanzucht: Das Richtige Saatgut

Bio Saatgut

Unterschiedliche Merkmalsausprägung bei verschiedenen Saatgutqualitäten

Sortenechtes Saatgut vs. F1-Hybriden

Zunächst einmal musst du dir Saatgut besorgen. Du kannst dein eigenes Saatgut nehmen, dir welches kaufen oder natürlich tauschen. Wenn wir Saatgut kaufen, achten wir stets auf samenfestes Saatgut. Nur dann besteht die Möglichkeit, aus den Pflanzen wieder verlässlich Saatgut zu ernten. Ansonsten musst du dir jedes Mal aufs Neue Saatgut kaufen, was einerseits teuer und nicht besonders nachhaltig ist.

(Hier erfährst du mehr über die ökologischen und ökonomischen Gründe für die eigene Jungpflanzenanzucht.)

Häufig werden im Handel F1-Hybriden (sogenanntes Hybridsaatgut) angeboten. Diese Hybridsamen sind im 2. Standjahr nicht sortenecht und verlieren ihre gezüchteten Eigenschaften, eignen sich also nicht zur Saatgutgewinnung.

Da wir aber immer wieder Saatgut selbst ernten wollen, sollte die Sorte samenfest sein. Bei den meisten Bio-Saatgutanbietern bekommst du gutes samenfestes Saatgut.

Keimprobe: Saatgut auf Keimfähigkeit prüfen

Wo auch immer du dein Saatgut beziehst: In jedem Fall solltest du nur frisches Saatgut verwenden, denn sonst ist die Keimrate sehr gering. Dafür kannst du einfach eine Keimprobe machen.

Um die Keimfähigkeit deines Saatgutes zu überprüfen, legst du die Samen in ein feuchtes Tuch oder Küchenpapier oder in eine Petrischale. Wenn nach der üblichen Keimdauer (unterschiedlich je nach Sorte) weniger als 50% der Samen gekeimt sind, ist das Saatgut nicht mehr besonders frisch. Du musst es deswegen jedoch nicht wegschmeißen. Säe einfach besonders dicht oder lege mehrere Samen pro Aussaattopf. Dafür kannst du natürlich auch das vorgekeimte Saatgut direkt verwenden.

Saatgut aus Bio-Qualität

Sortenechtes Saatgut gibt dir die Möglichkeit, eigenes Saatgut zu sammeln

Saatgut stratifizieren: Vorbereitung für die Keimung

Saatgut einweichen

Samen einweichen (hier: Grünkohl) beschleunigt den Keimprozess

Samen vor der Keimung einweichen

Mögen deine Samen Kamillentee und etwas klassische Musik dazu? Auch wenn man immer wieder von diesen Ratschlägen hört: Signifikante Unterschiede in der Keimrate haben wir dadurch noch nicht erzielen können. Aber vielleicht hatten die Samen einen entspannten Abend. 😉

Nein im Ernst: Im Regelfall reicht es aus, wenn du die Samen für einen Tag oder über Nacht in Wasser einweichst. Da macht besonders bei großen Samenkörnern Sinn, damit diese sich mit Wasser vollsaugen können und die Keimung zügig beginnt. Kleinere Samen benötigen diesen Schritt nicht sondern sind dadurch sogar schwieriger auszusäen. Bei großen Samenkörnern kannst du damit die Keimung um 5-7 Tage beschleunigen.

Licht- und Dunkelkeimer: Saattiefe bestimmen

Noch etwas Theorie, bevor es endlich losgeht: Im Grunde gibt es zwei verschiedene Keimungstypen: Licht und Dunkelkeimer. Die Lichtkeimer benötigen – wie der Name schon sagt - jede Menge Licht, um den Keimprozess zu starten. Im Gegensatz dazu wollen Dunkelkeimer mit Erde bedeckt sein, da das indirekte, kurzwellige Licht die Keimung auslöst.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die korrekte Saattiefe einen großen Einfluss auf die Keimrate und auf die spätere Entwicklung der Pflanze hat. Es macht also durchaus Sinn, sich über die optimale Saattiefe zu informieren. Die vorgegebene Saattiefe findest du auf der Verpackung. Als Faustregel gilt: Je kleiner der Samen, desto mehr Licht benötigt er. Je größer der Samen, desto tiefer steckst du ihn in die Erde (Korngröße x 2 = Saattiefe).

Kaltkeimer: Begriffserklärung und Vorgehen bei der Aussaat

Eine weitere Sonderform der Stratifikation ist der Kältereiz. Dies spielt insbesondere bei Gehölzen und Bäumen eine Rolle, die mehrjährig wachsen. Da die meisten Gemüsesorten aber in der Sommersaison heranwachsen, benötigen wir diesen Schritt nicht (mit wenigen Ausnahmen: beispielsweise Kerbelrübe und Winterportulak). Dafür fallen einige Blumen und Kräuter unter diese Kategorie. Wenn du also einen Kaltkeimer erfolgreich anbauen willst, hast du mehrere Möglichkeiten: Entweder du säst im Herbst oder Winter, um einen natürlichen Kältereiz zu erzeugen. Alternativ kannst du die Samen für einige Wochen im Kühlschrank lagern, um den natürlichen Kältereiz zu immitieren.


Mit unserem Online-Kurs

“Aussaat & Jungpflanzenanzucht”

bist du bereit für die kommende Gartensaison!

Saatgutvorbereitung, Aussaatmethoden, Keim- und Wachstumsfaktoren, Pflanzenaufzucht, Anbauprinzipien, Beetvorbereitung - all das spielt hier eine Rolle. Denn mit einer guten Vorbereitung und kräftigen Jungpflanzen lässt sich schnell der doppelte Ertrag einfahren!

 

Materialien für die Aussaat: Aussaatgefäße, Substrate & Co

So, nun haben wir das richtige Saatgut gefunden, haben die Samen stratifiziert und uns über die Aussaattiefe informiert. Was fehlt noch? Richtig: Das Substrat und Aussaatgefäße!

Hier gilt (einmal mehr) die alte Weisheit: Weniger ist mehr!

Diese Aussaatgefäße verwenden wir

Für die Aussaat von Jungpflanzen kannst du eigentlich fast alle möglichen Gefäße in vielen verschiedenen Größen verwenden. Alle haben ihre Vor- und Nachteile in Sachen Handhabung, Platzverbrauch, Nachhaltigkeit, Aussehen usw. Wichtig ist: Finde einfach, was zu dir und deinen Möglichkeiten passt. Hier ein paar Aussaatgefäße, die wir verwenden, im Kurzportrait:

Alte Plastikverpackungen von Obst- und Gemüseschalen aus dem Supermarkt

Diese transparenten Schalen gibt es in verschiedenen Größen und dementsprechend flexibel bist du bei der Organisation. Außerdem erhält dadurch „verbrauchtes“ Plastik ein zweites Leben. Die Schalen kannst du noch viele Jahre weiterverwenden, wenn du gut damit umgehst. Wir verwenden seit vielen Jahren die gleichen Schalen und genießen den Vorteil, dass man viele Pflänzchen auf kleinem Raum vorziehen kann.

 

Paprika-Jungpflanzen in einem DIY-Mini-Gewächshaus aus alten Plastikschalen

 

Multitopfplatten

Mittlerweile sieht man auch bei Hobbygärtnern immer mehr Multitopfplatten, die eigentlich aus Gärtnereien stammen. Auch wir verwenden einige der Platten, da sie (bei guter Qualität) sehr stabil und in unterschiedlichen Topfgrößen verfügbar sind. Außerdem hat man direkt Jungpflanzen in Einzeltöpfen, was das Pikieren wesentlich vereinfacht.

Nachteil: Für das klassische Fensterbrett sind sie oft zu breit und auch sonst ist der Flächenverbrauch recht hoch. Außerdem braucht man nicht immer von einer Gemüseart 50 oder 100 Jungpflanzen, die Kombination unterschiedlicher Pflanzen (-arten) ist aber auf Grund verschiedener Keim- und Wachstumsbedingungen mitunter schwierig.

Pflanztöpfe

Große Samen mit einem schnellen und starken Wachstum wie Kürbis, Zucchini und Gurken kommen bei uns direkt in größere Pflanztöpfe. Dann müssen sie vor der Pflanzung nicht noch einmal pikiert werden und haben direkt genug Platz zur Verfügung. Hier kann man auch zwei Samen pro Topf vorziehen und dann bei der Pflanzung vereinzeln, oder man lässt die Pflanzen in entgegengesetzte Richtung wachsen.

Pflanztöpfe gibt es auch aus organischen Pflanzenfasern. Diese haben den Vorteil, dass sie direkt mit den Jungpflanzen ins Beet gesetzt werden können. Sie benötigen aber auch sehr viel Wasser, da sie selbst einiges an Feuchtigkeit aufsaugen.

Andere Aussatgefäße

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, wie du deine Samen vorziehen kannst: Kokosquelltabs, ausgediente Tetra-Packs und Joghurtbecher, Minigewächshäuser oder Töpfe aus Zeitungspapier und sicher noch viele mehr.

Für uns scheiden diese aus unterschiedlichen Gründen der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit aus, doch letztendlich muss bei diesem Thema jeder seinen eigenen Weg finden.

Gemüse aussäen Multitopfplatten

Multitopfplatten gibt es in vielen verschiedenen Größen

Gefäße aus Pflanzenfasern

Töpfe aus Pflanzenfasern sind kompostierbar und zersetzen sich in der Erde

Kokosquelltabs sind kompostierbar und erzeugen keinen Plastikmüll

Welches Substrat eignet sich für die Aussaat von Gemüsesamen?

Kommen wir nun zum vielleicht wichtigsten Material (natürlich neben den Samen): Aussaaterde bzw. Substrat. Eigentlich ist es aber gar nicht kompliziert: Samenkörner brauchen keine extra mit Nährstoffen angereicherte Erde. Alles was der Keimling zunächst zum Wachsen braucht, befindet sich schon als Vorrat im Samenkorn. Ziemlich schlau. Deswegen macht es keinen Sinn, in ein vorgedüngtes Substrat zu säen, denn das würde die Pflanze davon abhalten, Wurzeln zu bilden. Wenn alle Nährstoffe direkt verfügbar sind, bildet die Pflanze kaum Wurzeln auf der Suche nach Nährstoffen und Wasser aus. Aus demselben Grund sollten die Jungpflanzen auch nie zu nass stehen.

Wir verwenden speziell dafür angefertigte, nährstoffarme Aussaaterde oder abgemagerte Gartenerde. Dafür nimmst du einfach ein wenig deiner Gartenerde (auch die feinkrümelige Erde von Maulwurfshügeln eignet sich prima) und magerst sie im Verhältnis 1/2 mit einem anorganischen Zuschlagsstoff (Sand, Blähton, Perlit) ab.

Fazit: Saatgutwahl und Vorbereitung der Aussaat

Nun hast du all deine benötigten Utensilien beisammen und kannst mit der Aussaat loslegen. Wichtig ist hierbei, dass du ab dem Zeitpunkt der Aussaat auf die Keim- und Wachstumsfaktoren (Licht, Temperatur und Wasser) der jeweiligen Pflanzenart achtest. Dieses Thema ist relativ umfangreich, dazu haben wir einen separaten Artikel veröffentlicht. Und jetzt: Ran an die Saatgutkiste!

Zurück
Zurück

Permakultur im Nutzgarten