Sträucher und Gehölze durch Stecklinge vermehren: Anleitung

Im Sommer lassen sich viele Kräuter, Sträucher und Gehölze ganz einfach über Stecklinge vermehren. So lassen sich ganz einfach und kostenlos neue Pflanzen ziehen.

Das funktioniert ganz einfach und es braucht nicht viel Equipment dazu. Mit ein paar geübten Handgriffen kannst du deine Pflanzen ganz einfach selbst vermehren. Wie die Stecklingsvermehrung funktioniert und was es dabei zu beachten gibt, verraten wir dir in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Das erwartet dich in diesem Artikel:

Beerensträucher über Stecklinge vermehren

Beerensträucher können ganz einfach über Stecklinge vermehrt werden

Was bedeutet Stecklingsvermehrung?

Stecklingsvermehrung Sträucher

Stecklinge sind genetisch identisch mit der Mutterpflanze

Bei der Vermehrung von Pflanzen über Stecklinge werden einzelne Pflanzenteile abgetrennt und anschließend bewurzelt.

Diese sogenannten „Stecklinge“ werden einfach in den Boden, ein Anzuchtsubstrat, Sand oder Wasser gesteckt. Daher kommt der Name, der dieser Vermehrungsart ihren Namen gegeben hat.

Aus den Stecklingen wachsen innerhalb von ein bis zwei Jahren neue, eigenständige Pflanzen heran.

Da die Pflanzen komplett gleiche Gene wie die Ausgangspflanze besitzen, sind die Nachkommen im Prinzip allesamt „Klone“.

Warum Pflanzen über Stecklinge vermehren?

Bei der Stecklingsvermehrung werden also aus einer Pflanze („Mutterpflanze“) genetisch identische Nachkommen erzeugt. Das funktioniert deswegen, weil man die Pflanzenteile abtrennt, die wiederum eine eigenständige Pflanze mit Wurzeln bilden. Man spricht bei der Stecklingsvermehrung von vegetativer Vermehrung. Anders als bei der generativen Vermehrung - der klassischen Kreuzung zweier Pflanzen über Blüten, Bestäubung und Samenbildung - wird also nur eine Mutterpflanze benötigt.

Und darin liegt der große Vorteil der Stecklingsvermehrung: Du kannst genetisch identische Nachkommen der Mutterpflanze ziehen! Während bei der geschlechtlichen Fortpflanzung über die Bestäubung spätestens in der zweiten Generation Nachkommen mit unterschiedlichen Eigenschaften entstehen (Mendelsche Regeln der Vererbung), bleiben bei der vegetativen Vermehrung über Stecklinge sämtliche Eigenschaften der Pflanze erhalten. Solche Merkmale können beispielsweise die Blütenbildung, Fruchtgröße, Trockenheitstoleranz, Krankheitsresistenz und den Wasserbedarf der Pflanze betreffen. Du kannst mit der Stecklingsvermehrung also ganz gezielt deine besten Pflanzen vermehren. Welche Pflanzen sich für die Vermehrung über Stecklinge eignen, schauen wir uns jetzt an!

Stecklingsvermehrung: Welche Pflanzen eignen sich?

Für die Vermehrung über Stecklinge eignen sich im Prinzip fast alle Sträucher und Gehölze. Auch mehrjährige, ausdauernde Küchenkräuter sind sehr gut über Stecklinge vermehrungsfähig.

Folgende Pflanzen lassen sich wunderbar und ganz einfach über Stecklinge vermehren:

Kräuter: Thymian, Rosmarin, Lavendel, Salbei, Bohnenkraut, Minze

Obststräucher: Johannisbeere, Stachelbeere, Maibeere, Himbeeren, Brombeeren, Jostabeere, Heidelbeere, Holunder, Sanddorn, Weißdorn, Haselnuss

Blütensträucher und Gehölze: Weide, Tamariske, Ginster, Spierstrauch, Hartriegel, Ölweide, Spindelstrauch, Hortensie, Fingerstrauch, Liguster, Goldregen, Flieder, Geißblatt, Pappel, Wilder Wein, Pfeifenstrauch, Wildrosen, Schneeball, Zwergmispeln, Weigelie, Deutzie, Kolkwitzie, Pfaffenhütchen

Tipp: Wir haben selbst schon Stecklinge von Pflanzen ziehen können, über die keine Erfolge bei der Stecklingsvermehrung in der einschlägigen Literatur bekannt waren. Zum Beispiel mit Maibeeren, Flieder und sogar mit Feigen. Im Zweifel hilft das gute alte Ausprobieren!

Du kannst beim Vermehren über Steckling nichts verlieren (außer 2-3 Zweige an der Mutterpflanze 😉) und wirst bald sehen, ob dein Versuch von Erfolg gekrönt wird.

Feigen lassen sich ganz einfach über Stecklinge sortenrein vermehren

Exkurs: Stecklinge vermehren in Wasser

Nahezu alle der genannten Pflanzen benötigen zunächst keinen Boden, um Wurzeln zu bilden, sondern können im Wasser zur Wurzelbildung angeregt werden. Dadurch kannst du jede Menge Platz sparen und du hast eine wesentlich höhere Anwachsquote. Denn so pflanzt du nur die Exemplare aus, die bereits Wurzeln gebildet haben und sich selbst versorgen können. Einziger Nachteil: Die Pflanzen müssen sich erst noch an den Boden am neuen Standort gewöhnen. Die Stecklinge, die du direkt steckst, haben diesen Schritt direkt durchgemacht und treiben nur dann aus, wenn ihnen die Bedingungen auch wirklich zusagen.


 

Du willst nichts mehr verpassen?

Sichere dir jetzt unseren Newsletter für nützliche Insights und Updates rund um das Gartenjahr!

Unser Gratis-Geschenk für dich:

12-Monate Aussaatkalender

Mit Infos zu über 60 Gemüsearten für deinen Garten!

 
 

Hinweis: Mit dem Download akzeptierst die Nutzungsbedingungen für unsere Selbstfairsorger-Post. Dadurch bekommst du nicht nur den Aussaatkalender, sondern 1x pro Monat einen kostenlosen Newsletter, mit Tipps und Infos für deinen Selbstversorgergarten. Mehr Infos dazu findest du in unserer Datenschutzerklärung. Ein Widerruf unseres Newsletters ist jederzeit durch ein Widerrufsschreiben an die Mail-Adresse, die in jedem Newsletter aufgeführt wird, möglich.

 

Der beste Zeitpunkt zum Schneiden von Stecklingen ist erreicht, wenn die Triebe gerade erst anfangen zu verholzen

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Schneiden von Stecklingen?

Am Anfang direkt ein Disclaimer: Es gibt keinen „perfekten“ Zeitpunkt für die Stecklingsvermehrung. Viel wichtiger ist, dass du einige Rahmenbedingungen beachtest.

Die Vermehrung über Stecklinge klappt am besten mit jungen Trieben, die kurz vor der Verholzung stehen. Das bedeutet sie sind noch biegsam und (bei den meisten Arten) eher grün, bevor sie im weiteren Verlauf eine braune Holzfarbe annehmen.

Diesen „mittleren“ Reifezustand findet man im Zeitraum von Mai bis September vor. Dann sind die Triebe - die als potenziellen Stecklinge in Frage kommen - nicht mehr komplett frisch, aber auch noch nicht zu stark verholzt.

Sind die Triebe noch zu weich, faulen sie im Wasser oder im Boden. Sind die Triebe schon zu weit verholzt, bilden sich keine Wurzeln mehr an ihnen.

Es ist also Fingerspitzengefühl gefragt!

Tipp: Schneide zu verschiedenen Zeitpunkten jeweils ein paar Stecklinge. So kannst du das oben beschriebene, optimale Zeitfenster für die Stecklingsvermehrung genau abpassen.

Anleitung zum Stecklinge schneiden

Damit du möglichst schnell zum Erfolg bei der Stecklingsvermehrung kommst, haben wir dir eine Schritt-für-Schritt Anleitung erstellt. So gehst du am Besten bei der Vermehrung deiner Pflanzen über Stecklinge vor:

  1. Gut ausgereifte Triebe auswählen

    Die Triebe der Mutterpflanze sollten gesund, kräftig und noch nicht zu stark verholzt sein.

  2. Stecklinge schneiden

    Schneide für deine Stecklinge Triebe mit ca. 20 – 30 cm Länge ab. Die Triebe sollten mindestens 4-5 Blätter haben, an deren Ansatz sich Knospen befinden.

    Tipp: Schneide die Unterseite deiner Stecklinge schräg an, das erleichtert die Wurzelbildung und du erkennst schneller die richtige Wuchsrichtung wieder.

     

  3. Blätter abstreifen oder einkürzen

    Damit die Stecklinge nicht vertrocknen (sie können sich ja noch nicht über Wurzeln versorgen), schneidest du den Großteil der Blätter ab. Bei sehr großen Blättern lohnt es sich, alle Blätter ein Stück einzukürzen. Damit reduzierst du die Verdunstung enorm und hilfst dem Steckling beim Überleben.


  4. Stecklinge in Substrat stecken

    Nun steckst du deine neu gewonnenen Stecklinge in dein gewähltes Substrat oder in Wasser. Achte darauf, dass du die Stecklinge wieder in der ursprünglichen Wuchsrichtung platzierst. Du erkennst die Wuchsrichtung an den Knospen. Falls du Probleme mit dem erkennen, der Wuchsrichtung hast, kannst du dir vor dem Abschneiden „oben“ und „unten“ markieren.


  5. Angießen und feucht halten

    Halte die Erde, in der deine Stecklinge stehen, von nun an stets leicht feucht, sodass sich neue Wurzeln bilden können. (Dieser Schritt ist bei Stecklingsvermehrung in Wasser hinfällig)


  6. Abwarten und Beobachten

    Nach 6-12 Monaten haben deine Stecklinge eigene Wurzeln und vielleicht sogar schon neue Blätter und Triebe entwickelt. Sei nicht zu ungeduldig, manchmal dauert die Stecklingsvermehrung auch eine Saison länger. Auf keinen Fall solltest du die Stecklinge vorschnell aus der Erde herausziehen um zu schauen, ob sie schon gewurzelt haben. Das würde die Pflanze enorm stören und in den meisten Fällen sogar kaputt machen.

 

Tipp: Ob die Pflanze noch lebt kannst du überprüfen, indem du vorsichtig mit deinem Fingernagel an der Rinde des Stecklings kratzt. Sieht das Gewebe dahinter grün und saftig aus, ist die Pflanze höchstwahrscheinlich angewachsen und wird bald austreiben.

Exkurs: Vermehrung über Absenker

Eine ähnliche Methode zur Vermehrung ist das ‘Absenken’. Das Prinzip ist das Gleiche wie bei den Stecklingen: Aus einem frischen Pflanzenteil entsteht eine neue Pflanze. Der einzige Unterschied: Der Absenker (auch Ableger genannt) bleibt bis nach der Wurzelbildung fest mit der Mutterpflanze verbunden. Dafür wird das in diesem Zustand noch biegsame Holz in eine flache Mulde im Boden gedrückt, sodass nur noch die Spitze herausragt. An dem im Boden befindlichen Teil werden sich innerhalb eines Jahres Wurzeln bilden. Der große Vorteil: Der Absenker kann im Gegensatz zum “normalen” Steckling nicht austrocknen, da er fest mit der Mutterpflanze verbunden bleibt und mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird. Nachteilig hingegen ist der hohe Platzverbrauch, schließlich will man nicht um jede Pflanze kleine Gräben ziehen.

Fazit: Pflanzen über Stecklinge vermehren

So – nun kennst du die Grundlagen der Stecklingsvermehrung und kannst direkt loslegen! Damit kannst du dir dieses Wunder der Natur zunutze machen und ganz einfach deine Pflanzen selbst vermehren. Übrigens: Stecklinge sind auch eine wunderschöne Möglichkeit, um ein Geschenk von Herzen an Freude oder Familie zu verschenken.

Lass dich nicht entmutigen, sollten einige deiner Stecklinge nicht anwachsen. Meist braucht es mehrere Versuche (oder mehrere Stecklinge), um zum Erfolg zu kommen. Für den richtigen Zeitpunkt beim Stecklingsschnitt braucht man etwas Erfahrung, was mit der Zeit von ganz allein kommt.

 

Hast du Fragen zur Stecklingsvermehrung? Schreib uns einfach einen Kommentar unter diesem Blogartikel und wir werden dir so schnell wie möglich weiter helfen.

Zurück
Zurück

Richtig Düngen im Gemüsegarten: Nachhaltiger Humusaufbau

Weiter
Weiter

Gemüsegarten richtig gießen: Bewässerung bei Trockenheit