Rückschnitt von Beerensträuchern - Tipps und Anleitung

Selbstversorgung funktioniert nicht nur mit dem Anbau von Gemüse, sondern ganz besonders gut mit dem eigenen Obstanbau!

Und ein wichtiger, ertragsbringender Bestandteil sind Beerensträucher. Sie liefern große Mengen Beeren auf wenig Fläche und sind sehr leicht zu pflegen.

Eine gezielte Schnittmaßnahme alle ein bis zwei Jahre reicht schon aus, um den Beerensträuchern zur Höchstform zu verhelfen. Doch wann schneide ich Beerensträucher am besten? Und worauf muss ich dabei achten? Wie genau das geht, das erfährst du in diesem Blogartikel.

Beerensträucher schneiden Video Anleitung

Gezielter Rückschnitt zur Ertragssteigerung bei Beernsträuchern

Warum sollte ich meine Beerensträucher schneiden?

Beerensträucher schneiden Anleitung

Beerensträucher liefern den besten Ertrag ab jungen Trieben

Ganz oft lese und höre ich, dass Beerensträucher doch auch ohne Schnittmaßnahmen wachsen und Beeren hängen sogar auch dran.

In der Natur schneidet ja auch niemand an den Sträuchern rum. Das ist prinzipiell richtig, aber nicht besonders erfolgreich.

Denn wir wollen ja so viel Ertrag wie möglich erzielen und das über einen möglichst langen Zeitraum. Die gezielten Schnittmaßnahmen verlängern die Lebensdauer der Sträucher enorm, da immer wieder neues Holz nachgebildet wird.

Die jungen Triebe lösen die alten Triebe ab und so ist der Strauch alle paar Jahre „runderneuert“ von der Basis heraus. Das wirkt wie eine Art Jungbrunnen auf die Sträucher, sodass sie 20-30 Jahre oder noch älter werden können. Je nachdem, wie gut man es schafft neue Triebe direkt aus dem Boden nach zu ziehen.

In der Natur erreichen die Sträucher durch den fehlenden Schnitt mit ca. 10 Jahren einfach keine so hohe Lebensdauer, sondern vermehren sich über Absenker oder Samen einfach weiter. Im Garten können wir uns die Wuchsfreude gezielt zu Nutze machen.

Ich leide immer mit den Beerensträuchern, wenn ich in Gartenanlagen zweit- oder dreitriebige, vergreiste Sträucher mit dickem Flechtenbehang sehe, die 5 cm Jahreszuwachs haben…ein guter Strauch sollte 10-12 Triebe haben und die frischen Ruten 60-80 cm im ersten Jahr wachsen!

Und die verlängerte Lebensdauer ist nicht der einzige Vorteil der Schnittmaßnahme!

Du kannst gezielt die Fruchtansatzbildung fördern für weniger Blattknospen und mehr Blütenknospen. Durch die Auslichtung bekommst du größere und saftigere Beeren, die viel Sonnenlicht abbekommen.

Darüber hinaus beugt der Schnitt deiner Beerensträucher vielen Krankheiten, Pilzbefall und Schimmel an den Beeren vor!

Ist ausreichend Platz zwischen den Zweigen, bleibt durch die gute Belüftung weniger Feuchtigkeit durch Regen oder Morgentau an den Blättern und Beeren.

Ein ganz wichtiger Aspekt für eine erfolgreiche Beerenernte.

Beerensträucher richtig schneiden

Ausreichend Licht und Luft sorgt für gesunde Beeren

Wann schneide ich meine Beerensträucher?

Im Gegensatz zum Obstbaumschnitt ist der Schnittzeitpunkt bei Beerensträuchern nicht ganz so entscheidend für das Wachstum oder für den Ertrag. Wenn dich das Thema interessiert: Mehr zum Obstbaumschnitt kannst du in diesem Blogartikel nachlesen.

Es geht beim Schnitt von Beerensträuchern eher darum, eine möglichst praktikable Lösung zu finden. Und dafür bieten sich im Grund zwei verschiedene Zeiten an: Eine sehr gute Option ist der Winterschnitt, wenn keine Blätter an den Sträuchern hängen und du einen guten Überblick über das Astgerüst deiner Sträucher hast. Du erkennst auf den ersten Blick das Alter und den Zustand der Äste und wo etwas zu stark ineinander wächst.

Alternativ schneidest du während oder direkt nach der Ernte. Das hat den Vorteil, dass du dir die Ernte erleichterst oder noch frisch in Erinnerung hast, welche Äste überaltert sind und kaum noch Früchte oder mit schlechter Qualität liefern.

Während oder direkt nach der Beerenernte hast du noch genau im Kopf, welche Äste die meisten Beeren getragen haben - durch die vielen Blätter fehlt es jedoch unter Umständen am Überblick

Der Grundsatz der Schnittgesetze aus dem Obstbaumschnitt gilt jedoch auch hier: Mit einem Schnitt im Sommer entziehst du dem Strauch Blattmasse und damit Nährstoffe, was den Wuchs im kommenden Jahr einbremst. Mit einem Schnitt im Winter regst du das Triebwachstum an, was insbesondere bei vor sich hin kümmernden Sträuchern eine sehr willkommen Verjüngungsmaßnahme ist.

Sonderfall: Welche Sträucher schneide ich nur im Sommer?

Kornelkirsche schneiden

Kornelkirschen blühen sehr zeitig im Spätwinter und sollten deswegen nicht im Winter während der Blütezeit, sondern im Sommer geschnitten werden

Es gibt ein paar Sträucher bei denen der Winterschnitt nicht in Frage kommt, wenn man die Blüte erleben möchte.

Dazu gehören alle Sträucher, die bereits feste Blütenstände im Vorjahr anlegen, oder die sehr zeitig im Frühjahr blühen und nicht mehr auf die Schnittmaßnahme reagieren können.

Solche Sträucher und Gehölze blühen meist am Ende der Triebspitze, so wie es beispielsweise bei Kornelkirsche, Flieder, Salweide oder Rhododendren der Fall ist.

Dieser Sträucher schneidest du am besten direkt nach der Blüte im Frühjahr oder Frühsommer.

Schnitt von Beerensträuchern: Schritt-für-Schritt Anleitung

Ein optimal aufgebauter Strauch hat zwischen 12 und 16 gesunde Äste. Ein Drittel davon sind ältere, gesunde Gerüstäste, die einen hohen Fruchtholzanteil besitzen. Ein weiterer Teil sind ein- oder zweijährige Neutriebe. Und des letzte Drittel ist in der Aufbauphase vom Neutrieb zum Gerüstast und liefert bereits erste Erträge. Die ältesten Gerüstäste werden immer durch neue Generation ersetzt. Wie das im Detail funktioniert, schauen wir uns nun in der Anleitung an.

1. Alte, übertragene Äste entfernen

Entferne alle Gerüstäste, die überaltert oder offensichtlich vergreist sind. Das erkennst du am meist dicken Flechten- oder Moosbehang und – beim Winterschnitt - am Zustand der Knospen: Sind sie dick und prall gefüllt oder eher klein und sehen vertrocknet aus? Dann ist der Ast nicht mehr gut versorgt und sollte entfernt werden. Diese Äste liefern kaum noch Früchte und wenn, dann nur kleine Beeren mit geringer Qualität. Entferne diese Äste bodennah. Hier entwickeln sich in den kommenden Jahren neue Austriebe zur Verjüngung des Strauches.

Alternativ kannst du die Gerüstäste auf einen jüngeren Trieb am Gerüstast „ableiten“, also bis zu diesem Trieb zurückschneiden. So kann dieser Neutrieb noch ein paar Jahre weiter fruchten, bis sich neue Gerüstäste entwickelt haben.

2. Störende Äste entfernen

Schneide nun alle Zweige, die ins Strauchinnere wachsen oder die zu stark ineinander wachsen, ab. Wenn sich an diesen Ästen Früchte bilden, bleiben diese sehr klein und bekommen kaum Licht und Luft, was zu Pilzbefall und Schimmel führen kann.


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3. Neuaustriebe auslichten

Ein gut gezogener Strauch treibt meist 8-10 Neutriebe pro Jahr. Wir benötigen aber maximal 4-6 Neutriebe. Wähle also die kräftigsten Triebe aus und entfernen alle anderen Neutriebe direkt am Boden.

4. Fruchtholzbildung anregen

Kürze nun besonders lange Neutriebe auf ca. 2/3 Länge ein. Das regt die Bildung von Seitentrieben an, welche in der Folge das meiste Fruchtholz produzieren. Schneide direkt über einer Knospe, um Totholz zu vermeiden. Außerdem wird dein Strauch durch diese Maßnahme weniger hoch, sondern wächst kompakt. So hast du in den unteren Bereichen weniger Altholz, was weder Blatt- noch Fruchtknospen hat.

Grafik Beerensträucher schneiden

Grafik zum Beerensträucher schneiden mit Vorher-Nachher-Vergleich über die Schnittmaßnahmen

Exkurs: Der richtige Standort für Beerensträucher

Der beste Schnitt ist nur wenig erfolgreich, wenn sich der Strauch grundsätzlich am gewählten Standort nicht wohlfühlt. Deswegen sind einige Dinge sehr beachtenswert, die leider in der Praxis noch viel zu selten umgesetzt werden. Hier geht es besonders um die Faktoren Licht, Wasser und Nährstoffe.

Die allermeisten Beerensträucher haben nur geringe Ansprüche an den Boden. Bevorzugt werden lehmige Böden mit einer guten Wasserverfügbarkeit, aber die Bodenart ist nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, dass die darin befindlichen Nährstoffe und das Wasser auch wirklich den Sträuchern zur Verfügung steht!

Ganz oft werden Beerensträucher in eine Rasen- oder Wiesenfläche gesetzt. Schlimmer geht es leider nicht! Das Gras saugt im wahrsten Sinne des Wortes alle Nährstoffe und ganz besonders das Wasser gierig weg und beeinträchtigt damit das Wachstum des Strauches enorm.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie du es besser machen kannst: Den Strauch in eine Art Baumscheibe mit Mulch setzen, oder in eine Pflanzfläche mit niedrigen Stauden und Bodendeckern, die keine Nährstoffräuber sind, wie es bei Gräsern der Fall ist.

Wer sich mit dem Thema Waldgarten auskennt, kann zum Beispiel diese weitere Pflanzebene zu einer Ertragssteigerung nutzen, beispielsweise mit (Wald-) Erdbeeren oder Essbaren Wildkräutern als Bodendecker.

Beerensträucher Standort

Beerensträucher mögen lichten Halbschatten wie etwa in der Natur in einem Heckensaum am Waldrand

Auch das Licht spielt eine entscheidende Rolle bei der Standortwahl. Häufig wird ein vollsonniger Standort empfohlen. Aber wenn man mal überlegt, wo Beerensträucher in der Natur wachsen, wird schnell klar: Das kann nicht stimmen! Wir finden wilde Heidelbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren und Brombeeren fast ausschließlich in Wäldern auf Lichtungen oder am Waldrand.

Was bedeutet das im Umkehrschluss? Beerensträucher benötigen viel Licht – ja. Aber an einem halbschattigen Platz, beispielsweise im Verbund mit anderen Sträuchern oder unter den Kronen von lichten Bäumen. Auch hier lässt sich das Waldgartenprinzip wieder wunderbar umsetzen.

Der Vorteil in unseren immer heißeren Sommern liegt auf der Hand: Es kommt weniger häufig zu Sonnenbrand, die Schale der Beeren ist insgesamt weniger derb und hart und die Früchte werden insgesamt größer, weil sie saftiger sind.



Welche Sträucher kann ich auf diese Weise schneiden?

Die Schnittmaßnahmen aus dieser Anleitung lassen sich auf so ziemlich alle Beerensträucher anwenden, die es gibt. Ausnahme: Hochstammveredelte Baumsträucher! Diese Wuchsform ist nach wie vor bei Stachelbeeren sehr verbreitet und muss natürlich anderes geschnitten werden – eher wie eine Baumkrone. Auch Himbeeren und Brombeeren sind keine Sträucher im eigentlichen Sinne und werden anders geschnitten. Mit unserer Anleitung kannst du folgende Beerensträucher schneiden:

  • Johannisbeere

  • Stachelbeere

  • Heidelbeere

  • Jostabeere

  • Maibeeren

  • Goji-Beere

  • Berberitze

  • Schlehe

  • Hagebutten

  • Mahonie

  • Zierquitte

Aber nicht nur Beerensträucher kannst du auf diese Weise schneiden, sondern auch alle anderen, verholzenden Sträucher mit Basaltrieben. Das bedeutet die neuen Triebe entwickeln sich immer bodennah oder aus den Wurzeln neu. So zum Beispiel bei Liguster, Haselnuss, Hartriegel und vielen weiteren Ziersträuchern.

Heidelbeeren profitieren von einem kräftigen Rückschnitt, um vital und wüchsig zu bleiben

Fazit zu den Schnittmaßnahmen bei Beerensträuchern

Mit den vorgestellten Schnittmaßnahmen schaffst du bei deinen Beerensträuchern ideale Voraussetzungen für ein langes, gesunden Leben. Nur wenn stetig neues Holz nachkommt, hast du über mehrere Jahrzehnte einen gesichert hohen Ertrag. 

Es kann durchaus sein, dass ein Verjüngungsschnitt nicht jedes Jahr notwendig ist. Das hängt vor allem von der Wuchskraft deiner Sträucher ab. Ein Fruchtholzschnitt ist jedoch auf jeden Fall sinnvoll, wenn du jedes Jahr den maximalen Ertrag einholen möchtest. Wenn die Sträucher gut gepflegt sind, geht das sogar richtig schnell, weil du direkt einen guten Überblick hast.

So oder so solltest du nicht zu zimperlich beim Rückschnitt sein, denn nur wo geschnitten wird, wächst auch etwas nach!

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